Kontakt
Rechtsanwalt Jörg Matthews

Pflichtteilsermittlung durch Immobilienbewertung

Autor: Jörg Matthews

Thema: Erbrecht

Veröffentlicht am: 25. Oktober 2022

Der BGH hatte sich im Urteil vom 29.09.2021 (Az. IV ZR 328/20) mit der Frage der Wertermittlung der Erbschaft im Rahmen des Auskunftsanspruchs des Pflichtteilsberechtigten zu beschäftigen. Im Leitsatz der Entscheidung heißt es knapp:

Dem Anspruch des Pflichtteilsberechtigten auf Wertermittlung gemäß § 2314 Absatz 1 Satz 2 Halbsatz 2 BGB steht nicht der Umstand entgegen, dass der Nachlassgegenstand vom Erben nach dem Erbfall veräußert wurde.

Die Ermittlung des Werts des Nachlasses ist für den Pflichtteilsberechtigten von Bedeutung, da sich hieraus die Höhe des in Bargeld zu erfüllenden Pflichtteilsanspruchs ergibt. Befinden sich Gegenstände im Nachlass, ist deren Wert anzugeben. Dieser ist ggf. vorher auf Kosten des Nachlasses zu ermitteln. Maßgeblich ist dabei der Zeitpunkt des Todes des Erblassers. Wird eine Immobilie zeitnah zum Erbfall von den Erben verkauft, wird häufig der erzielte Erlös als maßgeblicher Wert herangezogen. Hiermit war der Pflichtteilsberechtigte im vorliegenden Fall jedoch nicht einverstanden, da der Verkauf für „nur“ 65.000 € erfolgte und im Vorfeld mehrere Gutachten, u.a. in einem Versteigerungsverfahren, erstellt wurden, die sehr unterschiedliche Werte zwischen 58.000 € und 245.000 € als Wert der Immobilie ergaben. Der BGH hält in seinem Urteil fest, dass der Anspruch des Pflichtteilsberechtigten auf Wertermittlung durch Erstellung eines Gutachtens nur in Ausnahmefällen entfällt. Dies kann der Fall sein, wenn bereits eine hinreichende Wertermittlung durch Sachverständigengutachten vorliegt. Die ist jedoch nicht der Fall, wenn stark voneinander abweichende Angaben vorliegen. Der Wertermittlungsanspruch war hier daher noch nicht erfüllt.

Dem Anspruch auf Wertermittlung im Wege einer nochmaligen Begutachtung durch einen Sachverständigen steht auch nicht entgegen, dass die Immobilie bereits verkauft ist. Nicht zu beschäftigen hatte sich der BGH mit der praktischen Umsetzung einer solchen Begutachtung, sollte der neue Eigentümer einem Sachverständigen keinen Zutritt zum Grundstück zur Inaugenscheinnahme der Immobilie gewähren wollen. In diesem Fall wird der Gutachter sein Bewertungsgutachten wohl ohne Begehung der Immobilie durchführen müssen und auch so zu einem tragfähigen Ergebnis kommen.

Bundesgerichtshof, Urteil vom Urteil vom 29.09.2021 – IV ZR 328/20

Landkarte Bayern
Standort Symbol
Kanzlei Fürth

Hallstraße 9
90762 Fürth
0 911 766750

Standort Symbol
Kanzlei Ansbach

Karlstraße 9
91522 Ansbach
0 981 9531960

Standort Symbol
Kanzlei Bamberg

Friedrichstraße 15
96047 Bamberg
0 951 297430

Standort Symbol
Kanzlei München

Ohmstraße 7/I
80802 München
0 89 9995450

Standort Symbol
Kanzlei Neustadt

Wilhelmstraße 26
91413 Neustadt/Aisch
0 9161 813900

Standort Symbol
Kanzlei Würzburg

Mönchbergstraße 2
97074 Würzburg
0 931 9403410

Kontaktieren Sie uns gerne!

Sie suchen einen Anwalt in Fürth, Neustadt, Bamberg, Ansbach, Würzburg oder München?

Auf uns können Sie sich verlassen. Wir beraten Sie zu Ihrem Rechtsanliegen und finden individuell für Sie die beste Lösung. Verwenden Sie das Kontaktformular, oder nutzen Sie unser eMandat, um uns Ihren Fall ganz unkompliziert zu schildern.

    Weitere Beiträge

     - Rechtsanwalt bei Raab und Kollegen Frank P. Gäbelein

    27. Februar 2023

    Verfall von Urlaubsabgeltungsansprüchen

    Neben der Frage der Verjährung von Urlaubsabgeltungsansprüchen (siehe gesonderter Beitrag) hatte sich das Bundesarbeitsgericht (BAG) im Rahmen einer Entscheidung vom gleichen Tag auch mit der Frage des Verfalls von Urlaubsabgeltungsansprüchen... Mehr lesen...

     - Rechtsanwalt bei Raab und Kollegen Frank P. Gäbelein

    3. Februar 2023

    Verjährung von Urlaubsabgeltungsansprüchen

    Die Themenfelder Verfall und Verjährung von Urlaubs- und Urlaubsabgeltungsansprüchen bildet auch zu Beginn des neuen Jahres einen Schwerpunkt der arbeitsgerichtlichen Rechtsprechung. Wie bereits berichtet, hatte der Gerichtshof der Europäischen Union... Mehr lesen...

     - Rechtsanwalt bei Raab und Kollegen Sebastian Kern

    25. Januar 2023

    Urteil für Radfahrer

    Das OLG Düsseldorf entschied mit Endurteil vom 07.12.2021, dass sich ein nach links abbiegender Radfahrer zur Mitte der Fahrbahn einordnen und eine zweite Rückschau vornehmen muss. Im zu entscheidenden Fall... Mehr lesen...

     - Rechtsanwalt bei Raab und Kollegen Sebastian Kern

    16. Januar 2023

    Fuchs rechtfertigt kein starkes Abbremsen

    Das AG Pfaffenhofen entschied mit Endurteil vom 16.09.2022, dass ein Fuchs am Fahrbahnrand keinen zwingenden Grund im Sinne des § 4 Abs. 1 Satz 2 StVO für ein starkes Abbremsen... Mehr lesen...

     - Rechtsanwalt bei Raab und Kollegen Sebastian Kern

    21. November 2022

    Trunkenheitsfahrt mit Fahrrad rechtfertigt Anordnung zur MPU

    Der Bayerische Verwaltungsgerichtshof stellte mit Beschluss vom 25.04.2022 fest, dass einem Fahrradfahrer, der die gegen ihn wegen eines Sturzes von seinem Fahrrad mit 1,8 Promille ergangene Anordnung zur Einholung eines... Mehr lesen...